Klimaspaziergang in Weingarten

Freiburg, 06.10.2020: Unter dem Motto „Klimawandel – und was hat das jetzt mit mir zu tun?“ trafen sich Interessierte zum Auftakt einer insgesamt vierteiligen VHS-Veranstaltungsreihe, die den Klimawandel und seine Folgen im Freiburger Stadtteil Weingarten näher in den Blick nimmt. Neben Grundlagenwissen zum Thema sollen außerdem praktische Tipps dazu vermittelt werden, was vor Ort konkret unternommen werden kann.

Im Klimaanpassungskonzept für Freiburg wurde Weingarten als einer von 13 Hot-Spots für zukünftige Klimaänderungen in der Stadt identifiziert. Vor diesem Hintergrund luden die Umweltpsychologin Natalie Niekisch und Dr. Wulf Westermann vom Fortbildungsnetzwerk Klimawandel und Klimaanpassung (ifpro Freiburg) in Zusammenarbeit mit dem Forum Weingarten zu einem Klimaspaziergang durch Weingarten ein. Auch die Quartiersmitarbeiterin Christel Werb unterstützt das Vorhaben und findet es gut, dass der Klimawandel und seine Auswirkungen mit der Veranstaltungsreihe im Quartier mehr thematisiert werden. Wegen des herbstlichen Regenwetters fand der Rundgang schließlich „virtuell“ im Quartiersraum des weltweit ersten Passivhochhauses „Buggi 50“ statt.

 

Klimawandel – und was hat das jetzt mit mir zu tun?

Treffpunkt vor dem Passivhochhaus „Buggi 50“

Bei dem virtuellen Spaziergang wurde anhand verschiedener Stationen im Stadtteil gemeinsam erörtert, wo vor Ort bereits eine hohe Betroffenheit vorliegt und wo diese noch zu erwarten ist. Einige der Teilnehmenden berichteten von eigenen Erfahrung: während der eine diesen Sommer in seinem Schrebergarten mit dem Gießen kaum noch hinterherkam, klagte eine andere beispielsweise über die körperlich deutlich spürbare Hitzebelastung an den heißen Sommertagen, die ihr in Weingarten insbesondere auf den stark versiegelten Plätzen auffiel. Dr. Wulf Westermann erläuterte in diesem Zusammenhang die künftig zu erwartende Zunahme der heißen Tage und den sogenannten „städtischen Wärmeinseleffekt“, bei dem es sich um urbane Bereiche handelt, die bei Hitze aufgrund der hohen Bebauung und Versiegelung besonders viel Wärme speichern und sich nur schwer abkühlen.

 

 

Grünräume wirken als Abkühlung

Der in Weingarten gelegene Dietenbachpark wirkt mit seinen vielen Schatten spendenden Bäumen, den miteinander verbundenen Wasserelementen und den großräumigen Grünflächen abkühlend auf das Mikroklima. Gerade angesichts der heißen Sommertage gewinnen solche Grünräume zunehmend an Bedeutung, welche der Bevölkerung als Erholungsraum mit einer deutlich höheren Aufenthaltsqualität als in der stark bebauten und versiegelten Umgebung dienen können.

Natalie Niekisch erwähnt außerdem, wie wichtig Freiflächen für die Durchlüftung des Stadtteils seien. Der „Höllentäler“, welcher der Stadt Freiburg frische Luft aus dem Schwarzwald liefert, würde aufgrund der dichten und hohen Bebauung so weit westlich im Stadtgebiet kaum noch spürbar sein. In diesem Kontext konnten sich Christel Werb und einige engagierte Bürger*innen bereits erfolgreich gegen eine geplante Blockrandbebauung einsetzten, welche die Leitbahn für den aus Osten kommenden „Höllentäler“ blockiert hätte.

 

Selbst aktiv werden

Eine Möglichkeit direkt vor Ort aktiv zu werden, bietet der Klimagarten Weingarten, in dem eine wachsende Gruppe aus aktuell 25 Interessierten Gemüse im Dietenbachpark anbaut. Ines Schröder und Meike Dünnweber stellten das Urban-Gardening Projekt vor und berichteten von ihrem Umgang mit den Folgen des Klimawandels. So würden sie mittlerweile Kulturen wie Physalis und Feigen pflanzen und hätten ebenfalls mit einem hohen Gießaufwand während der sommerlichen Trockenperioden zu kämpfen.

Ein anderer guter Ansatzpunkt, klimaschonender zu handeln, stellt das individuelle Mobilitätsverhalten dar. Wege häufiger zu Fuß, per Straßenbahn oder Fahrrad zurückzulegen, kann den persönlichen CO2-Fußabdruck extrem senken. Dieser letzte, imaginäre Halt des Klimaspaziergangs zum Thema nachhaltige Mobilität an einer Frelostation endete mit einer lebhaften Diskussion unter den Teilnehmenden, die mit dem Fazit schloss, dass die Politik insbesondere in solchen Themenfeldern, die in der Klimakrise wirklich viel bewegen können, bessere Anreize schaffen muss.

 

Die Veranstaltungsreihe geht weiter

Interessierte sind herzlich dazu eingeladen, an den kommenden VHS-Veranstaltungen der Reihe teilzunehmen. Eine Anmeldung ist erforderlich (vhs-Anmeldung). Themen werden neben den Folgen des Klimawandels auch der Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel sein. Dabei soll im Vordergrund stehen, was jede*r Einzelne tun und vor Ort umsetzen kann.

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